Deutschland versteht sich selbst als sicheres Reiseland – Millionen Touristinnen und Touristen besuchen jedes Jahr Städte wie Berlin, München, Hamburg oder die Ostsee. Doch wie sehen andere Staaten die Sicherheitslage in Deutschland? Gibt es ausländische Reisewarnungen für Touristen, die nach Deutschland kommen?
Dieser Artikel fasst die aktuellen Einschätzungen wichtiger Länder zusammen (Stand: November 2025) und ordnet ein, was das für Reisende bedeutet.
Das Auswärtige Amt in Berlin veröffentlicht Reisewarnungen ausschließlich für Auslandsreisen deutscher Bürger. Es warnt zum Beispiel vor Reisen nach Afghanistan, Belarus oder in bestimmte Regionen anderer Staaten.
Deutschland selbst taucht auf dieser Liste nicht auf.
Aus deutscher Sicht gilt also: Es gibt keine offizielle deutsche „Reisewarnung“ vor Deutschland.
Interessant wird es aber, wenn man umgekehrt schaut: Was sagen andere Staaten über Reisen nach Deutschland?
Das US-Außenministerium stuft Deutschland aktuell mit „Level 2 – Exercise Increased Caution“ ein. Diese Einstufung bedeutet: Reisen sind grundsätzlich möglich, aber die Behörden sehen ein erhöhtes Risiko, vor allem durch Terrorismus.
In den amerikanischen Reisehinweisen werden als mögliche Ziele genannt:
touristische Orte und Sehenswürdigkeiten
öffentliche Verkehrsknotenpunkte (Flughäfen, Bahnhöfe)
Einkaufszentren und Märkte
Hotels, Bars, Clubs und Restaurants
Gotteshäuser und religiöse Stätten
Großveranstaltungen, Festivals, Sportevents
US-Bürgern wird geraten, Menschenansammlungen aufmerksam zu beobachten, offizielle Warnungen ernst zu nehmen und Medienberichte zur Sicherheitslage zu verfolgen.
Auch Kanada empfiehlt seinen Staatsbürgern, in Deutschland „ein hohes Maß an Vorsicht“ walten zu lassen. Grund sind ebenfalls:
die anhaltende Terrorgefahr,
mehrere Anschläge der letzten Jahre,
sowie punktuell rechtsextreme Gewalt.
Hinzu kommen klassische Risiken wie Kleinkriminalität:
Taschendiebstahl
Diebstahl von Gepäck und Pässen, besonders in Zügen, Bahnhöfen und Touristenzentren
erhöhte Vorsicht auf Weihnachtsmärkten und in stark frequentierten Innenstädten
Die kanadische Regierung rät außerdem, Demonstrationen und große Menschenansammlungen zu meiden, da sich solche Situationen kurzfristig zuspitzen können.
Australien ist etwas gelassener und empfiehlt für Deutschland „normale Sicherheitsvorkehrungen“ – das ist die niedrigste Warnstufe im australischen System. Trotzdem warnt auch Smartraveller ausdrücklich:
es gebe eine andauernde Bedrohung durch Terrorismus,
in den letzten Jahren habe es mehrere Anschläge mit Messern und Fahrzeugen gegeben,
Weihnachtsmärkte, Bahnhöfe, Züge und große Veranstaltungen gelten als sensible Orte.
Zusätzlich weist Australien auf ein technisches Detail hin, das künftig für alle Nicht-EU-Bürger wichtig ist: Das neue EU-Entry/Exit-System (EES) erfasst bei der Ein- und Ausreise biometrische Daten (Fingerabdrücke, Gesichtserkennung). Zugleich bestehen bis mindestens März 2026 wieder verstärkte Grenzkontrollen.
Das britische Außenministerium formuliert besonders deutlich:
Für Deutschland wird festgehalten, dass Terroristen sehr wahrscheinlich versuchen werden, Anschläge zu verüben.
Genannt werden als mögliche Ziele:
Restaurants und Einkaufszentren
Märkte und Weihnachtsmärkte
religiöse Stätten, insbesondere Synagogen
Sport- und Kulturveranstaltungen
stark frequentierte Plätze und öffentliche Versammlungen
Zur Einordnung listet London mehrere Anschläge und Angriffe der vergangenen Jahre in Deutschland auf. Die Botschaft an britische Reisende: Deutschland ist kein verbotener Ort – aber ein Risikoland, in dem man wachsam sein soll.
Auch die Schweiz und Österreich geben offizielle Reisehinweise für Deutschland heraus.
Die Schweizer Behörden verweisen auf die Warnungen der deutschen Sicherheitsorgane vor terroristischen Anschlägen und empfehlen ausdrücklich:
besondere Vorsicht an
Restaurants und Shopping-Malls
religiösen Einrichtungen
Sport- und Kulturveranstaltungen
Märkten, öffentlichen Versammlungen und Nachtlokalen
Gleichzeitig erinnern sie an praktische Besonderheiten:
Umweltzonen in vielen Städten (Feinstaubplakette für Fahrzeuge, auch für ausländische Kennzeichen)
schärfere Regeln zu Messern bei öffentlichen Veranstaltungen und im ÖPNV
strenge Bestrafung bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelrecht
Fasst man alle offiziellen Hinweise zusammen, ergibt sich folgendes Bild:
Keine generelle Reisewarnung oder Einreisesperre für Deutschland.
Terrorismus ist das zentrale Risiko, das in fast allen ausländischen Reisehinweisen genannt wird.
Kleinkriminalität existiert – wie in anderen europäischen Staaten – vor allem in Großstädten, an Bahnhöfen, Flughäfen und bei Massenveranstaltungen.
Demonstrationen, Streiks und Proteste können zu Verkehrschaos und punktuellen Gefahrenlagen führen.
Naturgefahren (Starkregen, Überschwemmungen, Stürme) spielen eine zunehmende Rolle, sind aber regional unterschiedlich.
Für Reisende heißt das:
Reise nach Deutschland: grundsätzlich möglich und international zulässig,
Sicherheitseinschätzung: nicht „Kriegsgebiet“, aber auch kein völlig unproblematisches Idyll.
Wer Großveranstaltungen, volle Innenstädte und Weihnachtsmärkte besucht, sollte ein gesundes Maß an Aufmerksamkeit mitbringen.
Aus den ausländischen Reisehinweisen lässt sich eine unbequeme Frage ableiten:
Wenn mehrere Länder Deutschland inzwischen als Land mit erhöhter Terrorgefahr einstufen –
was sagt das über die innere Sicherheit, die Einwanderungs- und Sicherheitspolitik, aber auch über gesellschaftliche Spannungen aus?
Wie hat sich die Sicherheitslage in den letzten 10–15 Jahren entwickelt?
Welche Rolle spielen offene Grenzen, internationale Konflikte und innenpolitische Entscheidungen?
Welche Konsequenzen müsste ein souveräner Staat ziehen, wenn andere Länder seine Sicherheitslage kritisch bewerten?
Deutschland ist offiziell kein „No-Go-Land“, aber aus Sicht der USA, Kanadas, Großbritanniens, Australiens, der Schweiz und anderer Staaten ein Reiseziel, in dem Terrorgefahr, Großveranstaltungen und belebte Orte besondere Aufmerksamkeit verlangen.
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