George Friedmans Warnung: DE & RU kein Bündniss

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Politisches Schreiben: Die geopolitische Strategie der Vereinigten Staaten im Lichte der Thesen von George Friedman

Einleitung
Die weltpolitischen Entwicklungen der letzten hundert Jahre lassen sich nicht losgelöst von den strategischen Interessen der Vereinigten Staaten betrachten. Einer der profiliertesten Analysten dieser Interessen ist der amerikanische Geopolitiker George Friedman. Seine Überlegungen, insbesondere zur Rolle Deutschlands und Russlands im globalen Machtgefüge, offenbaren ein tiefes Verständnis für die Kontinuität amerikanischer Außenpolitik. Dieses Schreiben analysiert Friedmans Kernaussagen, ordnet sie historisch ein und erklärt ihre Bedeutung für die gegenwärtige Weltlage.

1. Die zentrale These: Deutschland und Russland vereint als Bedrohung für die US-Vorherrschaft
Laut George Friedman liegt das wichtigste geopolitische Interesse der USA seit mehr als einem Jahrhundert darin, eine enge Kooperation zwischen Deutschland und Russland zu verhindern. Diese beiden Nationen, so Friedman, würden vereint über alle Voraussetzungen verfügen, um eine eurasische Supermacht zu bilden, die die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten ernsthaft in Frage stellen könnte: Deutschland mit seiner hochentwickelten Industrie und Technologie, Russland mit seinen riesigen Rohstoffvorkommen, seiner strategischen Tiefe und dem Zugang zu beiden Kontinenten.

2. Historische Umsetzung dieser Strategie
Friedman sieht die Kriegsbeteiligung der USA im 20. Jahrhundert durch dieses strategische Ziel motiviert:

  • Erster Weltkrieg: Die USA traten 1917 in den Krieg ein, um ein hegemoniales deutsches Kaiserreich in Europa zu verhindern.
  • Zweiter Weltkrieg: Die Vereinigten Staaten beteiligten sich am Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland, das eine kontinentale Dominanz anstrebte.
  • Kalter Krieg: Die Nachkriegsordnung zielte darauf ab, Deutschland geteilt und Russland isoliert zu halten, um jede Form einer Annäherung zu verhindern.

3. Die Rolle der NATO: Kontrolle durch Integration
Die NATO wurde nicht nur als Schutzbündnis gegen die Sowjetunion gegründet, sondern auch als Instrument zur Kontrolle Deutschlands. Die oft zitierte Formel “to keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down” bringt dies auf den Punkt. Friedman betont, dass die militärische Einbindung Deutschlands in westliche Strukturen nicht nur Schutz, sondern auch geopolitische Disziplinierung bedeutet.

4. Die Ukraine als geopolitischer Puffer
Friedman sieht die Ukraine als zentrale Zone in der amerikanischen Strategie, eine direkte Verbindung zwischen Deutschland und Russland zu verhindern. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die US-Außenpolitik darauf ausgerichtet, einen “cordon sanitaire” zwischen Westeuropa und Russland zu etablieren. Die Ukraine, Moldau, Polen, die baltischen Staaten und Rumänien sollen als geopolitische Puffer dienen, um eine Integration des eurasischen Raums zu unterbinden.

5. Friedmans Aussagen im Wortlaut
In seinem Vortrag beim Chicago Council on Global Affairs 2015 sagte Friedman:

“The primordial interest of the United States, over which for centuries we have fought wars – the First, the Second and Cold War – has been the relationship between Germany and Russia. Because united, they are the only force that could threaten us. And we need to make sure that doesn’t happen.”

Auf Deutsch:

“Das ursprüngliche Interesse der Vereinigten Staaten, für das wir über Jahrhunderte Kriege geführt haben – den Ersten, den Zweiten und den Kalten Krieg – war das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland. Denn vereint sind sie die einzige Kraft, die uns bedrohen könnte. Und wir müssen sicherstellen, dass das nicht geschieht.”

6. Bedeutung für die Gegenwart
Diese strategische Kontinuität ist auch heute sichtbar: Die gezielte Ausweitung der NATO gen Osten, die Sanktionen gegen Russland und die Störung wirtschaftlicher Kooperationen zwischen Deutschland und Russland (z. B. Nord Stream 2) sind Ausdruck dieser anhaltenden US-Doktrin. Deutschland wird zunehmend in Konfrontationen hineingezogen, die nicht seinen direkten Interessen dienen, sondern einem größeren geopolitischen Spiel folgen.

7. Schlussfolgerung
Friedmans Analyse bietet einen tiefen Einblick in die langfristige US-Strategie. Die deutsche Öffentlichkeit und Politik müssen sich dieser Zusammenhänge bewusst werden. Nur durch eine souveräne, selbstbestimmte Außenpolitik können Deutschland und Europa ihre eigenen Interessen vertreten. Die Wiederannäherung an Russland als Teil einer eurasischen Friedensordnung sollte nicht länger ein Tabu sein, sondern Gegenstand offener politischer Debatte werden.


Dieses Schreiben darf gerne auf politisch informativen Webseiten, in Bürgerinitiativen und bei diplomatischen Kontakten verwendet werden.

 

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